Eine Burgstraße, aber keine Burg?

Die Frage nach eine Burg in Bliesen war und ist umstritten. der gebürtige Bliesener Johann Dupont, seinerzeit wohnhaft in Creutzwald (Lothringen) schreibt in seinem heimatkundlichen (jedoch ungedruckten) Aufzeichnungen über den in Bliesen ansässigen Ritter Johann, „seine Burg stand bei der Kirche in Zosengarten, so heute das Schwesternhaus steht. Die Straße, wo einst die Burg gestanden hat, hat den Namen Burgstraße erhalten.“ Was hier als geschichtliche Tatsache dargestellt wird, ist jedoch nicht quellenmäßig gesichert und kann demnach auch keine ortsgeschichtliche Quellenkompetenz beanspruchen. Auch den Straßennamen Borrgass in Burgstraße umzudeuten, ist nicht schlüssig, richtiger wäre es wohl gewesen, den einstigen Namen beizubehalten oder ihn mit Brunnenstraße zu übertragen, denn Borre heißt Brunnen und ein solcher befand sich unterhalb des Schwesternhauses. Unten neben dem Gemeindezentrum befindet sich auch ein Brunnen (Backsteinumrandung etwa 1,3m x 1,3m x 0,3m, Stahlplatte mit Schloss). Auf der anderen Straßenseite sind mehrere Brunnen auf Privatgelände. Auf den ehemaligen Tennisplätzen wo vorher der Pfarrgarten war, ist ebenfalls eine Quelle bzw. war ein Borren.


Soll damit aber die These von einer Burg in Bliesen widerlegt werden? Das ist nicht beabsichtigt, denn es ist möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass es in Bliesen eine Burg gab. Freilich müssten wir die gängige Vorstellung von einer Burg korrigieren, die uns eine Burg von Phantasie beflügelt irgendwie romantisch in der Art der Wartburg oder einer der anderen noch erhaltenen Burgen erscheinen lässt mit Bergfried (Turm), Palas (Herrenhaus), Kemenate (Frauenhaus), Burgkapelle usw., eine solche Burg gab es mit Sicherheit in Bliesen nicht. Die Besitzer solcher Art von Burgen gehörten meistens dem Hochadel an oder waren Landesherren, von ihnen war keiner in Bliesen ansässig, die einzelnen Orte, die heute Bliesen bilden, waren im Mittelalter dem Kloster Tholey zinspflichtig, unterstanden also seiner Herrschaft.