Bliesener Handwerker, der „Steeßer“ und der Schutz der Großfamilie

Im Bauerndorf kam man natürlich ohne die Handwerker nicht aus, und so treffen wir unter diesen den Wagner, den Schmied, den Stellmacher, den Schneider und den Schuhmacher an.


Einige dieser Berufe bestehen heut nicht mehr, da sie mit der zunehmenden Technisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft ihre Grundlage verloren. Manche dieser Handwerker waren auch noch Nebenerwerbsbauern, weil das Handwerk allein ihnen zu wenig einbrachte. Rechnen wir noch einige Wirte (1896 gab es in Bliesen 7 Schankwirtschaften) und Händler hinzu, dann ist die Palette der in Bliesen vertretenen Beruf bald vollständig. Das tägliche Brot mussten sich die Altvorderen jedenfalls im Schweiße ihres Angesichts verdienen, das heißt in schwerer körperlicher Arbeit. Der Mechanisierungsgrad zu damaliger Zeit war noch sehr gering. Die Arbeit wurde mit Handwerkzeugen und -geräten geleistet, deren Form über die Jahrhunderte überliefert wurde.

Wir dürfen jedoch in Bliesen ein Gewerbe nicht vergessen, das die Bliesener weithin bekannt gemacht hat, so dass man sie noch heute mit ihrem Namen identifiziert: die Steeßer.

Es waren die Ferkelshändler, die weit über Bliesen und seine Umgebung bis hinauf ins Rheinland ihr Gewerbe betrieben, das vorwiegend in den Händen von zwei Sippen lag, nämlich der Klees und der Wagner. Auch von ihnen brachten es einige zu Wohlstand.

Noch 1950 gab es 11 Ferkelshändler in Bliesen, heute besteht dieses Gewerbe nicht mehr. Auch der Versuch, in den sogenannten Erzkaulen in den „Alten Stangen“ und „Auf Bauernstall“ Erz zu graben und es mit Fuhrwerken nach Neunkirchen ins Eisenwerk zu transportieren, erwies sich auf die Dauer weder zukunfts- noch gewinnträchtig und wurde bald aufgegeben. Der Abbau des Eisengesteins lohnte sich nicht wegen der geringen Mächtigkeit und des niedrigen Eisengehalts. Auch der Beruf des Gerbers konnte sich auf die Dauer nicht halten, er erlosch als 1860 die letzten Gerbhäuser an der Blies verschwanden.

Erwähnen wir auch noch den Rötelhandel, mit dem manch gutes aber auch fragwürdiges Geschäft gemacht wurde. Jedenfalls wurde er kein wesentlicher Bestandteil des Bliesener Gewerbes, eher blieb er eine Randerscheinung.

Alles in allem: Bliesen war durch viele Jahrhunderte ein Bauerndorf, dess Einwohner von der bäuerlichen Lebensform geprägt und, wenn wir es ohne falsche Romantik sehen, war es für die meisten ein hartes und mühevolles Dasein, das nur bestanden werden konnte durch die damals bestehende Familiengemeinschaft der sogenannten Großfamilien, in der oft drei Generationen unter einem Dach lebten und die Sorge der Älteren – es gab ja noch keine Altersversicherung – der jeweils jüngeren Generation oblag. Gleichzeitig stellte die Großfamilie eine lebensnotwendige Wirtschaftseinheit dar, die das Auskommen aller sicherte, indem auch Frauen und Kinder je nach ihren Kräften, und manchmal auch darüber, bei der Feldarbeit halfen.