Die Französische Revolution und die Bauernbefreiung

Die Französische Revolution und die Bauernbefreiung durch die Reformen des Freiherrn vom Stein lösten die Bauern aus Leibeigenschaft und Gutsuntertänigkeit und gewährte ihnen jene gesellschaftliche Stellung, dass sie wieder auf eigenen Füßen stehen konnten und nicht mehr länger „der Packesel der Nation“ zu sein brauchten, dem man alle Lasten aufbürdete. Mit der Französischen Revolution von 1789, deren Auswirkungen sich auch in unserer Gegend bemerkbar machten, fielen auf einen Schlag die Abgaben und die verhassten Fron- und Gespanndienste fort. Zum erstenmal erhielt die Gemeinde eine Selbstverwaltung. Dennoch ist festzuhalten: Die Bauernbefreiung verbesserte das Los der Bauern nur teilweise, das Tempo und die Auswirkungen dieser Reformen waren in den verschiedenen deutschen Regionen unterschiedlich.

Als in den Jahren nach den napoleonischen Kriegen eine verhältnismäßig friedliche Zeit kam, konnte jene Zeit beginnen, die heute nostalgisch beschworen gemeinhin die „gute alte Zeit“ genannt wird. War sie es wirklich? Sicher, wenn man darauf verweist, dass die Dorfgemeinschaft eng verflochten war, die Menschen waren aufeinander angewiesen, halfen einander, zum Beispiel beim Hausbau war die Nachbarschaftshilfe selbstverständlich, man lebte nicht vereinzelt und abgekapselt, jeder kannte jeden und jeder wusste von jedem wenn auch nicht alles, so doch sehr viel, alles Tun und Lassen geschah unter der sozialen Kontrolle des Dorfes. War der vielgepriesene Gemeinsinn aber wirklich die hervorstechendste Bürgertugend? Auf dieses schöne Bild fallen bei näherem Zusehen doch einige Schatten, welche die Sozialstruktur des Bauerndorfes wirft.