Hungersnöte im 18. Jhd. und das Wunder der „Kartoffel“

Wir können uns vor der Armut und Not, von der Härte des damaligen Lebens, heute kaum noch eine rechte Vorstellung machen, weil uns die Zeit sehr fern ist. Die immerwährende Knappheit, nicht immer durch die Kriege verursacht, sondern oft auch durch Hungernöte nach Missernten in schlechten Jahren, wie sogar noch im 18. Jahrhundert 1817 und 1888 in Bliesen, die vielen Familien täglichen Hunger bescherten, der in diesen kargen Jahren an Unterernährung grenzte. Gemessen an unserem heutigen Standard war das Leben dürftig und entbehrungsreich genug. In einem Dokument von 1789 heißt es: „Der Bauer muss sich abrackern und Tag und Nacht arbeiten, um sich und seine Familien ernähren und kleiden zu können. Seine Nahrung besteht morgens aus Hafer- und Buchweizenbrot, mittags und abends aus Kartoffelsuppe und Kartoffeln mit ein wenig Dickmilch.“

Um 1740 wurde zum erstenmal der Anbau von Kartoffeln erwähnt. Der Kartoffelanbau brachte auf gleicher Fläche den dreifachen Nährwert wie Roggen. Außerdem konnte man Kartoffeln im folgenden Jahr in ein Roggenfeld setzen, während vorher die Fläche brach lag. Hungersnöte wie bis dahin häufig, wurden nun seltener, die Kartoffel wurde zum Grundnahrungsmittel vor allem für die ärmere Bevölkerung.

Man musste sich sein Auskommen aber durch äußerste Lebensfron erzwingen, daran änderte sich auch wenig, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts sich ein großer Teil der Bevölkerung neben der Landwirtschaft auf den Gruben und Hütten den Lebensunterhalt verdiente, und erst die letzten Jahrzehnte einer stürmischen industriellen Entwicklung im 20. Jahrhundert brachten eine tiefgreifende Veränderung der alten gewachsenen Strukturen, Armut und Not drückten nicht mehr ihren Stempel auf, wenn auch manche der alten Lebensbeziehungen auf den Kopf gestellt wurden.