Plünderungen und der “große Schwabenzug”

Wann die erste Daueransiedlung auf der Gemarkung Bliesen angelegt wurde, lässt sich nicht genau bestimmen. Bis weit in das 19. Jahrhundert war Bliesen ein reines Bauerndorf, dessen Bewohner, abgesehen von wenigen Handwerkern, ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft erwarben. Auch wenn neuerdings darauf hingewiesen wird, dass sich über die wirtschaftliche Lage der Bauern in früheren Jahrhunderten nie klare und unwiderlegliche Feststellungen treffen lassen, weil wir „zu viele Tatsachen (Verschuldung, Bodenertrag, Marktlage) kaum noch oder gar nicht mehr nachprüfen können“, so weiß man doch, dass Bliesen, wie der ganze Landstrich an der oberen Blies nicht in einem Milch- und Honigtäler dieser Welt lag. Der wirbelnde Sturm der Geschichte ging über das Land.

Die Pest ist umgegangen, Hexenwahn verängstigte die Gemüter, der Tod hat reiche Beute gehalten; 1517 eroberte Franz von Sickingen die Schaumburg und seine Soldaten plünderten das Land rundum aus, getreu der Maxime: Ein Krieg ohne Sengen und Brennen ist wie eine Vesper ohne Magnificat.

Unter dem Würgegriff des Dreißigjährigen Krieges zählte das Amt Schaumburg nur mehr als 79 Einwohner und Bliesen hatte 1667 noch 8 Einwohner. Und schlimme Zeiten folgten, der Prankenhieb der Geschichte schlug immer wieder zu, schlug Wunden und ließ Narben zurück.

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) wurden die streifenden Truppen eine Heimsuchung für das ganze Land, nach ihrem Abzug standen die Bauern vor leeren Ställen und Scheunen. Vorräte und Saatgut waren geplündert, das Elend machte sich breit. Wen wundert es, dass im 18. Jahrhundert viele den einzigen Ausweg aus drückender Not und entbehrungsreichem Dasein in der Auswanderung sahen und sich „dem großen Schwabenzug“ nach Ungarn, ins Babat, anschlossen, viele ohne grundherrschaftliche Entlassung, Flüchtlinge in ein ungewisses Schicksal, das sie dennoch dem heimatlichen Elend vorzogen. Unter den Auswanderern aus dem St. Wendler Raum wanderten am 28. Mai 1764 auch 12 Bliesener ins Temeßwarer Banat aus, 1751 waren bereits 8 Familien aus Bliesen ausgewandert.